Das erste Ziel an diesem Tag ist der Radiosender Lübeck FM. 16 Uhr soll die Sendung beginnen. Heute ist Freitag, es ist 08:10 Uhr, wir steigen in den Zug in Erfurt. Dieses Jahr soll es also an die Ostsee gehen. Für uns völliges Neuland. Aber wir sind gespannt, ob unsere Lieder auch in Norddeutschland auf offene Ohren stoßen.

Bevor uns allerdings Harald, der Moderator der Sendung, in der wir heute zu Gast sein dürfen, herzlich vor dem Sendehaus in Lübeck begrüßt, haben wir noch eine siebenstündige Reise zu absolvieren. Aber das interessiert uns im Moment gar nicht, denn wir versuchen, unser Gepäck zu verstauen. Warum wird es eigentlich jedes Jahr mehr? Nun, das Instrumentarium erweitert sich. Dieses Jahr ist erstmalig ein Cajon mit dabei.

Nach einer Zugteilung, einer Bahnübergangsstörung, einem Bahngleiswechsel, einer Umleitung aufgrund von Baumaßnahmen und dreimal Umsteigen verkündet uns die Ansage im Zug, dass wir demnächst Echem erreichen werden. Spätestens jetzt sind wir im Neuland angekommen.

Nach der Ankunft am Lübecker Bahnhof schnell in den Bus zum Sender. Noch ein Stück zu Fuß und dann stehen wir auch schon am Mikrophon, haben Kopfhörer auf den Ohren und die Gitarre gestimmt. Die Live-Sendung beginnt: Wir lernen echte norddeutsche Entspanntheit kennen – eine halbe Stunde „good vibrations“. Göttin sei Dank, ein toller Start in Lübeck.

Als wir aus dem Sender treten sitzt da schon Niklas. Er der erste Host unseres Lebens, denn wir probieren in diesem Jahr Couchsurfing aus, um Land uns Leute besser kennen zu lernen. Niklas führt uns in seine WG, in der wir die Nacht verbringen dürfen. Dann gibt er uns eine Insider-Stadtführung. Schnurstracks geht es zu den wichtigsten Wahrzeichen Lübecks, dem Holstentor, dem Buddenbrooks-Wohnhaus, dem alten und neuen Rathaus. Lübeck ist wie Erfurt auch eine Stadt mit überaus vielen Kirchen und gemütlichen engen Gassen – quasi eine „Fischgräte“. Wir erfahren außerdem etwas über das Studentenleben der Stadt und eine Menge über Marzipan, das man eigentlich in einem ganz anderen Laden kaufen sollte, wie uns Niklas verrät.

Später lernen wir seine Stammkneipe und den Lübecker „National“-sport kennen: Tischkicker. Ein Tischkicker steht hier in jeder zweiten Bar und wird rege genutzt. Wir haben die Ehre, eine Partie auf Landesliga-Niveau mitzuspielen. Bei dieser Gelegenheit wird klar, dass wir in den letzten Jahren in Thüringer Clubs nicht besonders viel über das Spiel gelernt haben.

Wir verbringen eine gute Nacht auf der gemütlichen Couch und sind gespannt, was an diesem Samstag auf den Straßen Lübecks los ist. Dank Niklas’ gestriger Einweisung finden wir die Straße, in der es losgehen soll, sehr schnell. Das Wetter ist nahezu ideal, warm mit leichtem Wind und vereinzelten Schleierwolken. Es fühlt sich eigentlich gar nicht so anders an, hier zu spielen.

Nach einer guten Stunde werden wir allerdings von freundlichen Ordnungshütern auf ein Spielverbot für Straßenmusiker zwischen 13 und 16 Uhr hingewiesen. Also machen wir Pause und später noch ein bisschen weiter – alles sehr entspannt hier in Lübeck. Dieses Feeling nehmen wir dann mal mit, nächster Halt auf unserer Tour ist Schwerin.