Wer über die Brücke in den Park an der Ilm läuft, gelangt in eine andere Welt. Die Weimarer Innenstadt weiß in einzigartiger Weise mit gepflasterten Gassen, liebevoll hergerichteten Häusern und einer sympathischen Eleganz zu begeistern.

Punkt 10 Uhr beginnt unser heutiger Konzerttag. Ganz im Gegensatz zum Steinweg in Suhl zeigt sich die Schillerstraße um diese Uhrzeit eher verschlafen. Doch die ersten Zuhörer des Tages nehmen sich Zeit und setzen sich auf einer der Holzbänke zwischen den Bäumen, die entlang der Straße eine Allee bilden.

Doch so leer die Straße auch sein mag, die Regeln für Straßenmusikanten gelten hier ausnahmslos. Das wird uns wieder einmal schlagartig bewusst als eine Ladenmitarbeiterin uns um halb elf freundlich aber bestimmt darauf hinweist, dass Straßenmusiker nach spätestens einer halben Stunde ihren Standort zu verlagern haben.

Auf dem Weg zum nächsten Spielort fallen uns auf dem Theaterplatz zwei riesige schwarze Transporter ins Auge. Einige Banner an den Fassaden des Nationaltheaters verraten, dass der WM-Pokal auf seiner „Ehrenrunde“ durch die ganze Republik heute in Weimar Halt macht. Gedanklich heben wir die Trophäe in die Höhe, schließlich ist Deutschland immer noch Weltmeister. Doch der Andrang vor dem Eingang ins verheißungsvolle Innere der Trucks lässt das Bild rasch verblassen.

Trotz des Auflaufs auf dem Theaterplatz zeigen sich die Bewohner und Besucher Weimars (unterscheiden lässt sich das in der Kulturhauptstadt Europas sehr schwer) aber aufgeschlossen für unsere Musik.

Um 12 Uhr müssen wir laut Ordnungsamt eine dreistündige Pause einlegen. Wir nutzen die Zeit für einen Besuch des Ilmparks und seiner im Synchrontauchen hochbegabten Enten, was bei der aufkommenden Mittagshitze gar keine schlechte Idee ist.

Punkt 15 Uhr vernehmen die Ladenbesitzer der Schillerstraße dann den ersten Akkord des Nachmittags. Die Innenstadt hat sich in der Zwischenzeit deutlich gefüllt und wir dürfen uns über viele weitere Zuhörer freuen.

Der Tag verlief wieder einmal erfolgreich, wir sind sehr zufrieden, die Kulturhauptstadt hat ihren Namen verdient. Ziemlich erschöpft lassen wir den Abend ausklingen und machen uns bereit für Tag 6.